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Wem gehört der Christopher Street Day?
Die Berliner Aids-Hilfe - ein Hauptsponsor - hat den CSD-Verein im Streit verlassen

Stonewhat? Stonewall. Unter diesem – übrigens markengeschützten – Namen sollen die Aktionen im Rahmen des Christopher Street Day von diesem Jahr an laufen. Der Vorstand des CSD-Vereins und das Organisationsteam fanden die Umbenennung eine großartige Idee, auf einer Mitgliederversammlung im Januar holten sie sich die Zustimmung, und als sie die Nachricht verkündeten, stießen sie nicht nur große Teile der Community, sondern die halbe Stadt vor den Kopf. Watt? Unser CSD soll jetzt Stonewall heißen?

Namensänderung macht die Veranstaltung nicht politischer

Die darauffolgende Aufregung innerhalb und außerhalb der sogenannten Community – die nun dazu führte, dass sich die Aids-Hilfe vom CSD verabschiedet hat – ist ja erstmal ein gutes Zeichen. Zur Erinnerung: Angefangen hat der CSD 1979 als Protestveranstaltung einer drangsalierten Minderheit, die sich auf der Straße sonst kaum zu erkennen geben konnte. Das ist zwar auch heute noch so, aber sonst ist das meiste anders. Berlin hat einen schwulen Bürgermeister, zumindest in der kulturellen Elite der Stadt ist es inzwischen weitgehend wurscht, welche sexuelle Orientierung man hat, und der CSD ist für viele Berliner längst ein Volksfest unter vielen geworden, ein bisschen trashig, ein bisschen beliebig, aber laut und bunt, also kann man ja mal hingehen.

Mehr Dialog täte gut

Die Bezeichnung CSD steht auch für diese Geschichte von langsam gewachsener Akzeptanz. Das heißt nicht, dass er für immer so heißen muss. Aber der Anspruch der Organisatoren, die Veranstaltung wieder politischer zu machen, wird konterkariert von ihrem Vorgehen. Politik besteht darin, den Dialog zu suchen, mit den eigenen Mitgliedern, mit den Kooperationspartnern, mit allen anderen Interessierten. Das ist dem CSD e.V. offenbar nicht gelungen. Politik muss er erst noch lernen.

Berliner Zeitung, [10.04.2014]